Wim Hof & Buteyko – Zwei Atemwelten vereint?

Wie du die beiden Methoden sicher kombinieren kannst und warum die Atempause der Schlüssel ist.

Atemtechniken sind derzeit in aller Munde – von der stressreduzierenden Kohärenzatmung über die Buteyko-Methodebis hin zur intensiven, aktivierenden Wim Hof Atmung. Zwei dieser Ansätze stehen sich scheinbar konträr gegenüber: Buteyko, bekannt für das reduzierte, ruhige Atmen, und Wim Hof, der für bewusstes Hyperventilieren steht.

Doch kann man beide Methoden miteinander kombinieren?

Und wenn ja – worauf sollte man unbedingt achten?

Was macht die Wim Hof Methode aus?

Die Wim Hof Methode basiert auf einer intensiven Atemtechnik mit bewusstem Überatmen – also einer bewussten Hyperventilation. In der Regel werden 30 bis 40 tiefe, schnelle Atemzüge gemacht, gefolgt von einer langen Atempause nach dem Ausatmen, und anschließend einem tiefen Einatmen mit kurzer Luftanhaltephase.

Ziel ist es, durch die Kombination aus Hyperventilation, Kälte und Fokus den Körper zu stimulieren, das Immunsystem zu stärken, Stress zu reduzieren und die Resilienz zu fördern.

Wichtig zu wissen: Während des bewussten Überatmens wird CO₂ abgeatmet, wodurch der CO₂-Spiegel im Blut sinkt. Das verlängert zunächst die Atempause – aber nur künstlich.

Was macht Buteyko aus?

Die Buteyko-Methode hingegen verfolgt den entgegengesetzten Weg:

Weniger ist mehr.

Hier wird das Atemvolumen bewusst reduziert, um den CO₂-Spiegel gezielt zu erhöhen. Ziel ist es, die sogenannte CO₂-Toleranz zu steigern – also die Fähigkeit des Körpers, einen höheren Kohlendioxidspiegel zu tolerieren, ohne dabei Atemnot oder Unruhe zu verspüren.

Die Buteyko-Methode hilft besonders bei:

  • Asthma
  • chronischer Hyperventilation
  • Panik- und Angstzuständen
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfungszuständen (z. B. ME/CFS, Long Covid)

Kann man Wim Hof & Buteyko kombinieren?

Diese Frage wird mir tatsächlich immer wieder gestellt.

Und die Antwort lautet: Ja, aber nur mit dem nötigen Körperbewusstsein und unter einer wichtigen Voraussetzung:

👉 Die Kontrollpause sollte bei mindestens 20 Sekunden liegen, bevor man regelmäßig Wim Hof praktiziert.

Warum?

Die Atempause ist der wichtigste Teil der Wim Hof Übung.

Leider beobachte ich viel zu oft, dass die Wim Hof Methode in Kursen, Apps oder YouTube-Videos praktiziert wird, ohne dass der Fokus auf die Atempause gelegt wird.

Und das ist problematisch.

Während der Hyperventilation sinkt der CO₂-Spiegel im Blut – das Gehirn denkt: „Alles gut, kein Atemreiz“. Das ermöglicht zunächst eine lange Atempause. Aber wenn deine CO₂-Toleranz niedrig ist, wird die Pause trotzdem schnell unangenehm. Es entsteht Stress – der gegenteilige Effekt von dem, was eigentlich erreicht werden soll.

Die Atempause ist jedoch genau der Moment, in dem:

  • der Körper in die Tiefe Entspannung schaltet
  • das Nervensystem neu reguliert wird
  • Heilungsprozesse angestoßen werden
  • der Vagusnerv stimuliert wird

So kannst du beide Methoden kombinieren (mit Vorschlag)

Wenn deine Kontrollpause bei mindestens 20 Sekunden liegt, kannst du beginnen, die Methoden zu kombinieren:

Woche 1–2

Täglich 10–15 Minuten Buteyko Atemübungen → Fokus auf Atemruhe und CO₂-Toleranz steigern

Ab Woche 3

1–2 Mal pro Woche Wim Hof Atemrunde – aber:

  • Nur, wenn du dich dabei wohlfühlst
  • Nutze eine Anleitung, die achtsam durch die Übung führt
  • Halte die Atempause so lange wie möglich
  • Falls unsere App-Vorgabe zu kurz ist: Drücke auf Pause, und wenn du bereit bist, machst du weiter

Wenn du an Tag X merkst: Heute ist mir das zu viel, dann ist es auch okay. Die Buteyko Methode kann dein Fundament bleiben – Wim Hof ist dann dein Trainingsreiz on top.

Für wen ist Wim Hof eher nicht geeignet?

Nicht jeder sollte Wim Hof einfach so ausprobieren:

🚫 Menschen mit:

  • Herzerkrankungen
  • hohem Blutdruck
  • Epilepsie
  • Panikstörungen oder starker Angst
  • Schwangerschaft

sollten nur mit professioneller Begleitung starten oder ganz darauf verzichten.

Fazit: Die Kombination ist möglich – mit Bewusstsein

Wim Hof und Buteyko sind zwei kraftvolle Methoden, die sich nicht ausschließen, sondern – richtig kombiniert – ergänzen können.

Entscheidend ist dabei:

  • Die individuelle CO₂-Toleranz
  • Die Fähigkeit, bewusst in die Atempause einzutauchen
  • Die regelmäßige Praxis mit Achtsamkeit

Nutze die Atemtechnik, die sich für dich stimmig anfühlt – und gib deinem Körper die Zeit, sich zu entwickeln. Atmen ist kein Sprint. Es ist ein lebenslanger Weg zu dir selbst

Weitere Fragen?

👉 In unserem FAQ-Bereich in der App findest du viele weitere Infos.

Und: In der App kannst du auch die Kontrollpause messen und deine Fortschritte tracken.

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